Tobias Kiefl, Schüler und Juso-Mitglied der SPD Ebersberg
Will seiner Altersgruppe eine Stimme geben
Nachgefragt von Maria Weininger
Nachgefragt von Maria Weininger
„Ich sehe gerne Bundestagsdebatten und ich möchte mich an dem, was in der Politik passiert, beteiligen.“
„Die leben lieber ungehört, als sich die Mühe zu machen, was zu sagen.“
Du bist kürzlich in die SPD eingetreten. Was interessiert dich an Politik?
Tobias Kiefl: Ich habe es sehr interessant gefunden, wie sich im letzten Bundestagswahlkampf die Parteien verhalten haben, und ganz generell, wie die Politik funktioniert. Und das fasziniert mich schon, seitdem ich 12 Jahre alt war. Ich habe mal nachgeschaut, wie das mit den Jugendorganisationen ist. Ich konnte aber erst mit 14 in eine Partei eintreten.
Das ist in deinem Alter durchaus selten. Kommst du denn aus einer politisch interessierten Familie?
Tobias Kiefl: Die Familie meines Vaters ist zwar nicht in einer Partei aber politisch interessiert. Der Großonkel mütterlicherseits, Walter Brilmayer, war der Bürgermeister in Ebersberg.
Dein Großonkel war CSU-Bürgermeister und du tritts in die SPD ein. Ist das zwischen euch ein Thema?
Tobias Kiefl: Definitiv nicht. Wir reden schon gerne mal über Politik, aber da gibt es keine Streitigkeiten. Ich akzeptiere, dass er in der CSU ist, und er akzeptiert, dass ich nun in der SPD bin.
Was ist das Spannende an Politik?
Tobias Kiefl: Ich sehe gerne Bundestagsdebatten. und ich möchte mich an dem, was in der Politik passiert, beteiligen. Außerdem debattiere ich gerne. Wir mussten uns einmal in der 8. Klasse gegenüber an einen Tisch setzen und Pro und Contra austauschen. Es hat mir total Spaß gemacht, mich auf die Themen vorzubereiten und ausgiebig darüber zu debattieren.
So stellt man sich politisch Bildung vor. Wie kam das in der Klasse an?
Es gab einige, die sich darauf gut vorbereitet haben. Es gab aber auch welche, die hat das gar nicht interessiert. Und wenn sie keine Argumente mehr hatten, kamen Beleidigungen und Schimpfwörter, die ich jetzt besser nicht sage.
Wissen deine Freunde, dass du in die Partei eingetreten bist, und wenn ja, wie beurteilen die das?
Tobias Kiefl: Ein paar Freunde habe ich versucht zu motivieren, auch in die SPD einzutreten. Die meisten sind aber überhaupt nicht an Politik interessiert. Eine gute Freundin interessierte sich für‘s Klima, sie ist Klimaaktivistin.
Womit wir beim Thema wären. fridays for future hat über das Thema „Klima“ Politik zu Jugendlichen getragen. Ist das in deiner Altersgruppe von Bedeutung?
Tobias Kiefl: Auf jeden Fall. Die einen bestreiten den Klimawandel. Die anderen sagen, der Klimawandel ist von Menschen gemacht, den müssen wir aufhalten. Diese Gruppe ist aber auf jeden Fall in der Überzahl.
Wo holt man sich in deinem Alter politische Informationen?
Tobias Kiefl: Meistens übers Internet und auch übers Fernsehen.
Worauf achtest du, wenn du Informationen im Internet suchst?
Tobias Kiefl: Da muss man ganz gewaltig aufpassen. Es gibt ein paar Tricks, die wir in IT gelernt haben. Ich lese zum Beispiel das Impressum einer Internetseite. Wenn beim Impressum was nicht stimmt, dann google ich halt: Wie viele schreiben darüber? Kann ich die Info als wahr oder als falsch werten?
Ist dieses Vorgehen in deiner Altersgruppe die Regel?
Nein. Wenn es um Politik geht, schnappen viele Jugendliche Fakenews auf. Es gibt zum Beispiel welche, die sich auf die Seite Putins stellen. Und ich hab‘ für meine Meinung sogar schon Morddrohungen bekommen.
Wie gehst du damit um?
Tobias Kiefl: Anfangs war‘s anders, aber mittlerweile geht es mir am Arsch vorbei.
Sorge bereitet dir das nicht?
Tobias Kiefl: Das sind Jugendliche, was soll man da erwarten? Wenn die was hören, was nicht ihrer Meinung entspricht, regen sie sich halt extrem auf. Da kommt dann schon mal sowas. Das ist aber Gelaber. Wenn jemand wirklich eine Morddrohung ernst meint, würde man das merken.
Du hast dich für die SPD entschieden. Wieso glaubst du denn, dass du dich hier einbringen kannst und deine Interessen vertreten werden?
Tobias Kiefl: Ich hab‘ mich natürlich schon schlau gemacht und abgewägt: Was sind meine Ziele und womit kann ich mich identifizieren? Die SPD war genau richtig.
Denken Jugendliche, dass sie was verändern könnten, wenn sie politisch tätig wären?
Tobias Kiefl: Die meisten denken: ‚Warum soll ich das machen, wenn‘s sowieso nichts bringt?‘ Natürlich gibt es auch welche, die was erreichen wollen. Die werden aber häufig ausschlossen. Aber auch, wenn die anderen nichts dazu beitragen werden, ich möchte meiner Altersgruppe eine Stimme geben. Ich habe mir das Ziel gesetzt, die Schülerschaft zu vertreten, weil die in der Politik fast keine Sprache haben. Wir werden eiskalt ignoriert. Ich werde für meine Altersklasse in die Politik gehen, um etwas zu verändern.
Auch wenn du von anderen Jugendlichen keinen Rückhalt hast?
Tobias Kiefl: Die leben lieber ungehört, als sich die Mühe zu machen, was zu sagen.
Das nehmen wir zum Schlusswort. Wir jedenfalls freuen uns darauf, zu hören, was Du zu sagen hast.
Das Interview führte Maria Weininger (29. Dezember 2022).