Sandra Lößl
Maria Weininger

Verkehrsplaner Falk Skeide zu Gast bei „Proske unterhält sich“

„Der Verkehr ist ein Thema des gesamten Landkreises. Das haben viele ‚Red‘ mit‘-Veranstaltungen der SPD in den letzten Wochen deutlich gemacht“, sagte der Bürgermeisterkandidat der Ebersberger SPD, Uli Proske, zur Begrüßung der knapp 80 Besucher bei der Veranstaltung „Proske unterhält sich“.

Falk Skeide, IHK öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger aus Zorneding und Gastredner bei der Veranstaltung, kann das unterstreichen. Der Experte wird mit Sorgen zum hohen Verkehrsaufkommen immer wieder konfrontiert, denn er hat schon für viele Städte neue Konzepte entwickelt. Er spricht mittlerweile nicht mehr von „Verkehrsplanung“, sondern von „Mobilitätsplanung“, denn es gehe um viel mehr, als „nur“ um den Verkehr.

Neue Mobilität statt neuem Verkehr

Man müsse in der Bevölkerung ein Bewusstsein dafür schaffen, was jeder Einzelne zur Verkehrsreduzierung beitragen könne. Das ist Skeides Credo. Dieses Bewusstsein würde nicht entstehen, wenn man „von oben nach unten“ Vorgaben mache. Modelle, wie Menschen künftig alternativ mobil sind, könnten nur im Dialog mit den Bürger*innen entwickelt werden.

Wie dem Autoverkehr beikommen?

Das Thema Verkehr ist ein sehr emotionales Thema, mit dem man immer wieder Abende füllen kann. Entsprechend lebhaft war die Diskussion. Eine Umgehungsstraße könne eine Ortsmitte durchaus auch negativ verändern, wie man am Beispiel Zorneding sehe, sagt ein junger Besucher. Wie sich Abgase der Autos auf unsere Kinder auswirken, skizziert ein Mediziner aus dem Publikum. Die Schulwege seien dank Schulwegehelfern heute sehr sicher. Die unsicherste Stelle für Kinder sei in vielen Städten durch den Zubringerverkehr ausgerechnet der Ort vor der Schule, hier finde man übrigens auch oft die höchste Feinstaubbelastung, sagt Maria Weininger. Hannelore Beers Apell gilt der Tatsache, dass der Schulweg zu Fuß viele positive Aspekte habe.

Das wirft Fragen auf: Wie kann man Eltern davon überzeugen, die Kinder zu Fuß zur Schule schicken? Elisabeth Platzer zeigte mögliche Maßnahmen auf, wie Verkehr durch Barrieren vor der Schule minimiert werden könne. Die SPD-Landtagsabgeordnete Doris Rauscher wirft das Modell des „Kiss-and-ride-Bereichs“ in den Raum. Und hier kommt man wieder an den Punkt: Sind es die restriktiven Maßnahmen, die hier wirken, oder reicht Aufklärung? Vielleicht könnten die Impulse von den Kindern selbst kommen, sagt Falk Skeide. Man sehe, welche Kraft „Fridays for Future“ entwickeln konnte. Der öffentliche Verkehr müsse attraktiver werden, sagt Uli Proske. Das helfe ihm nicht, entgegnet ein Besucher aus Sigersdorf. Er werde weiter auf das Auto angewiesen sein.

Viele Fragen und leider noch wenige Antworten. Aber es gab den deutlichen Konsens unter den Zuhörern und Mitdiskutierenden, dass wir in Zukunft für alternative Mobilität sorgen müssen, um den Verkehr zu reduzieren. Und es war die Bereitschaft zu spüren, das eigene Verhalten zu ändern.

Ein parteiübergreifender Prozess

Uli Proskes Anliegen: Man müsse beim Blick auf Ebersberg, auch die Region in die Planung einbeziehen. „Wir müssen mit den Orten, die zur Umfahrung von Ebersberg genutzt werden könnten, aktiv in den Dialog treten, um hier gemeinsame Interessen zu verfolgen.“ Da der Bau eines Tunnels oder einer Umgehungsstraße inklusive Planung mehrere Jahrzehnte in Anspruch nehmen könne, müssten seiner Meinung nach Lösungen realisiert werden, die eine kurzfristige Entlastung der Verkehrswege in und um Ebersberg ergeben. Und dafür gibt es nun einmal einen wichtige Ansatz: den öffentlichen Verkehr ausbauen, auch innerorts. Ob das mit Bussen erfolgen kann oder mit flexiblen individuellen Lösungen, blieb erst einmal noch offen.

Was Uli Proske besonders begrüßte, war die fraktionsübergreifende Teilnahme am Abend: Von fast allen Parteilisten waren Interessent*innen anwesend und diskutierten mit. Das sei gut und richtig, so Proske, denn nur wenn man gemeinsam an den Dingen arbeite, könne man in Sachen Verkehrsplanung entwickeln und voranbringen.

Doris Rauscher lobte die vielen Veranstaltungen, die Uli Proske in den letzten Wochen „auf die Beine gestellt hat“, um mit Bürger*innen in einen engen Austausch zu kommen und so ihre Belange und Sorgen ernst zu nehmen. „So soll das auch bleiben, wenn Uli Bürgermeister wird“. Ein Apell und auch ein Versprechen.